Dienstag, 12. November 2013

1 + 1 = 4

Der nächste Untersuchungstermin steht an. Man denkt schon Tage davor, eigentlich jeden Tag, darüber nach, ob alles gut ist, ob es dem Baby gut geht, ob es noch "da" ist. Der Umstand, dass man nicht selbst in seinen Bauch schauen und sich davon überzeugen kann, dass das Baby, wenn es zu diesem Zeitpunkt auch nur ein kleiner Punkt ist, noch in dem eigenen Bauch ist, macht einen verrückt. Es wird einem ständig gesagt, dass man sich nicht irre machen, dass man sich entspannen soll und dass alles gut ist... Doch wenn es noch so winzig ist, dass man keinerlei Bewegungen spüren kann, ist man einfach hilflos. Am liebsten hätte man ein Ultraschallgerät zu Hause, um jeden Tag selbst nachzusehen. Dass das völlig bescheuert und übertrieben ist, ja dessen ist man sich bewusst. Dennoch ist die ständige Sorge da, dass einfach nichts mehr da ist. Man rennt unzählige Male am Tag auf die Toilette, nur um sich davon zu überzeugen, dass man keine Blutungen hat. Auch das ist verrückt. Ja, werdende Mütter sind verrückt. Aber das ist egal. Es ist ein natürlicher Prozess.

Der Tag des nächsten Ultraschalls ist gekommen. Wie sehnlichst erhofft ist der Fetus da, es geht ihm gut. Freudentränen schießen einem in die Augen, man ist für den Moment beruhigt, man hat es selbst gesehen. Alles ist gut. Es wird noch einmal nachgesehen, die Ärztin versucht, ein besseres Ultraschallbild zu bekommen, was gar nicht so einfach ist, denn dieses Baby ist ja noch so winzig. Und dann kommt diese Nachricht, diese Worte, die so abwegig sind... "Da ist ja noch eines... Sie bekommen Zwillinge!" Oh Gott... Was man in diesem Moment fühlt, empfindet, denkt... Es ist unbeschreiblich und  zunächst schockierend. Man rechnet mit allem und hofft bloss eins. 

ZWILLINGE - dieser Begriff bedeutet so viel: Zwei, zwei Babys, zwei Mal Liebe, zwei Mal Sorgen, zwei mal Verantwortung, zwei Mal Anschaffungen, zwei Mal kaum Schlaf, zwei... Natürlich ist man sich bewusst, dass es Zwillinge, ja auch Drillinge und Vierlinge und und und gibt... Aber dass man selbst Mutter von Zwillingen werden könnte, dieser Gedanke ist absolut unrealistisch. Zwillinge sind selten, vor allem bei einer natürlichen Befruchtung, vor allem in unserem Alter. Die erste Reaktion: man weint, und zwar viel. Sorgen und Ängste machen sich breit, noch mehr als nur mit einem Baby, woran man sich gerade erst gewöhnt hat. Es ist vollkommen surreal. Man fragt sich nach dem "Warum?" "Warum wir?" und das ständig, auch wenn einem diese Frage niemand beantworten kann. Es ist ein Wunder, noch ein Wunder, das man erst Tage später zu begreifen und realisieren vermag...


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